01. Institut für Philosophie

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Philosophie, so hat Aristoteles beobachtet, beginnt mit dem Staunen. Tatsächlich: Wenn wir mit offenen Augen in die Welt blicken, verwundern wir uns auf Schritt und Tritt: über Unerklärbares und Offensichtliches, über Werden und Vergehen, Freude und Leid, Doppelsinniges und Geheimnisvolles, und nicht zuletzt über den Menschen, den wir in seiner Abgründigkeit – wie Augustinus sagt – so gar nicht begreifen können. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn wir nur die Augen offen halten.

Philosophie unternimmt den Versuch, gemäß der Vernunft – und im Wissen um ihre Grenzen – zu denken und alles, was unser Staunen hervorruft, in seinem ihm eigenen Sinn zu begreifen. Das gelingt längst nicht immer – und verleitet nach vielen Enttäuschungen manchmal zu dem Gedanken, es habe doch alles gar keinen Sinn.

Ist also der Zufall die letzte Ursache hinter allen Erscheinungen der Welt? Müssen wir uns mit dieser ‚seelenlosen‘ Weltsicht am Ende zufrieden geben und tapfer der Sinnlosigkeit trotzen?

Die Frage nach dem Sinn lässt den Menschen nicht los. Deshalb bemüht sich die Philosophie in Heiligenkreuz um die früher in diesem Fach übliche Verbindung von Spiritualität und Intellektualität. Fides und Ratio sind zwei miteinander eng verschlungene Wege zur Erkenntnis. Insofern die Theologie den Anspruch erhebt, rationale Durchdringung des christlichen Glaubens zu sein, ist sie auf die Philosophie angewiesen. Gemäß diesem Selbstverständnis kann bei der notwendigen Pluralität der Themen und Positionen gleichwohl eine Kohärenz gewährleistet werden, die das Profil der Philosophie zu prägen vermag.